Die Kunstsammlerin und Galeristin Jamileh Weber nahm mit ihren Ausstellungen und Aktivitäten über fast fünf Jahrzehnte eine wichtige Rolle im internationalen Kunstmarkt ein. Ihr Leben war erfüllt von der Leidenschaft für Kunst und Kunstvermittlung sowie den tiefen Freundschaften, die sie mit Künstlern pflegte. Verbunden mit ihrem hohen Qualitätsanspruch und ihrer Hingabe förderte sie das aufkommende Interesse für zeitgenössische Kunst.
Im Jahr 1974 eröffnete Jamileh Weber ihre Galerie an der Wieslergasse in Zürich Höngg. Anfangs war die natürlich und selbstbewusst auftretende Galeristin mit grossen Vorbehalten und Widerständen konfrontiert. Durch Ausstellungen internationaler amerikanischer Künstler aber auch zum Beispiel von Georg Baselitz, ausserdem durch Publikationen sowie die regelmässige Teilnahme an der Art Basel ab 1978 wurde Jamileh Weber in der Kunstwelt international bekannt.
Zahlreiche Reisen führten Jamileh Weber durch Europa und in die USA zu Künstlern und Sammlern. Über viele Jahre pflegte sie freundschaftliche Kontakte zu Persönlichkeiten wie Robert Rauschenberg, Frank Stella, Roy Lichtenstein, Joël Shapiro oder Aldo Rossi. Dabei entwickelte Jamileh Weber ein tiefes Verständnis für die aktuelle internationale Kunstszene und die wirklich interessanten avantgardistischen Arbeiten und Positionen. Eine unkomplizierte und direkte Herangehensweise war ihr eigen. Ihr innerer Kompass diente der Galeristin zur Orientierung im stets hektischer und härter werdenden kommerziellen Kunstmarkt-Umfeld, in dem mehr und mehr von Kunstinvestment die Rede war.
Die persönliche Verbundenheit zwischen Robert Rauschenberg und Jamileh Weber führte dazu, dass sie ihn ab 1988 (Paintings and Gluts) repräsentierte und in sechzehn Einzelausstellungen in Zürich zeigte. Sie war quasi die kontinentaleuropäische Vertreterin seines Werkes im Netz seiner Galerien: Leo Castelli (New York), Dwan Gallery, Ace Gallery und Gemini G.E.L. (Los Angeles), Ileana Sonnabend (Paris/New York), Whitechapel Art Gallery und Mayor Gallery (London) und andere.
Robert Rauschenberg liess es sich nicht nehmen, immer persönlich – zunächst an der Hardturmstrasse, später dann an der Waldmannstrasse – an den Eröffnungen anwesend zu sein. Er servierte den Wein und genoss die Atmosphäre, die Jamileh Weber bei den Ausstellungen und den gemeinsamen Treffen mit anderen Künstlern, Freunden und Sammlern schuf. Rauschenberg gestaltete zahlreiche Plakate für ihre Ausstellungen, die mittlerweile selber an Auktionen gehandelt werden.
Jamileh Weber holte nicht nur Robert Rauschenberg nach Zürich, sondern auch den im Mai 2024 verstorbenen Frank Stella. 1990 eröffnete Jamileh in ihren repräsentativen Räumen eine erste Einzelausstellung mit seinen jüngsten Werken: grossformatige, monumentale, ausdrucksstarke, dynamische, museale Bildreliefs in gekurvten Formen und starken Farben. 2004 folgte eine grosse Ausstellung mit der Serie Moby Dick und den Imaginary Places.
Jamileh Weber hatte in der Kunstszene eine namhafte Position: unabhängig, stark fokussiert, am Puls der Zeit und stets im Dienste der zeitgenössischen internationalen Künstler. Sie etablierte sich als treibende Kraft einer Sammler-Bewegung, die den Blick auf das Hier und Jetzt legte. Was sie in ihrer Galerie zeigte, war immer eine sehr persönliche Wahl. Ihr Geschmack und nicht derjenige der Kunden stand im Zentrum. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen mit Künstlern wie Nicola de Maria, Richard Serra, Aldo Rossi, Mimmo Paladino, Rebecca Horn, Sol LeWitt, Jasper Johns, Brice Marden, Joël Shapiro, Roy Lichtenstein, Sean Scully, Edouardo Chillida, Jean Tinguely oder Niki de Saint Phalle definieren das Niveau ihrer Tätigkeit als Galeristin.
1978, also vier Jahre nach der Galeriegründung, nahm Jamileh Weber das erste Mal an der 1970 gegründeten Art Basel in Basel teil. 2002 war sie auch an der ersten Ausgabe der Art Basel in Miami vertreten. Insgesamt stellte sie 28 Mal im Rahmen dieser internationalen Kunstmesse aus (1978, 1980, 1986–2011), was sie zu einer der erfolgreichsten internationalen Galeristinnen machte. Davon profitierten auch die Künstler, die sie fortan in die wichtigsten Museen und Privatsammlungen in den USA, in Europa und in Asien vermittelte.
1975 organisierte Jamileh Weber die Ausstellung «Kapelle der holden Widersprüche» mit dem befreundeten Mario Comensoli. Es war eine spektakuläre Präsentation zu den Themen Emanzipation, Feminismus und der sozialen Rolle der Frau in der Gesellschaft. Im Jahr darauf zeigte sie – auch hier ihrer Zeit weit voraus – die legendäre, aufsehenerregende Ausstellung «Manon presents Men»: eine Performance-Installation von Rosemarie (Manon) Küng (geb. 1940), in der sie im Schaufenster sechs Männertypen vom «sehr weiblich-sanften Transvestiten über den Erfolgstyp mit dem Duzendgesicht bis zum potent-brutalen SS-Mann» (Blick-Titelseite) als erotische Schauobjekte präsentierte und damit eine gesellschaftskritisch-feministische Kunstauffassung vertrat. Die Besucher standen Schlange vor ihrer Galerie in Zürich Höngg.
Jamileh Weber wird in Erinnerung bleiben als eine von ganz wenigen mutigen und tatkräftigen Galeristinnen wie Ileana Sonnabend in New York oder Denise René in Paris, die sich in den 70er- und 80er-Jahren bedeutende Positionen im internationalen Kunstmarkt erarbeiteten.
Galerie Jamileh Weber
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